24. November 2024

Lesezeit ca. 5 min.

Was ist eigentlich dieses Bewusstsein?

Das Wort Bewusstsein wird unterschiedlich gedeutet. Vereinfacht gesagt lässt sich darunter der mentale Zustand eines Lebewesens zusammenfassen. Ich spreche bewusst (da haben wir es wieder) von Lebewesen, da z.B. auch Tiere ein Bewusstsein haben (können). Lassen wir uns nachfolgend jedoch auf Menschen fokussieren. Da du diesen Artikel liest, können wir schon mal festhalten, dass du bei Bewusstsein bist. Du bist also wach und in der Lage deine Umwelt wahrzunehmen und auf Reize zu reagieren.

Aber hast du dich schon mal gefragt, wer oder was da in dir spricht, wenn du über etwas (nach)denkst? Oder woher diese leise Stimme kommt, wenn du gerade dabei bist etwas gefährliches oder verbotenes zu tun, die dich dazu bewegt nochmal darüber nachzudenken? Das alles ist dein Bewusstsein – es ist das innere Erleben, das uns Menschen zu mehr macht als bloßen biologischen Maschinen. Bewusstsein lässt uns wissen warum wir etwas tun, es lässt uns hinterfragen und abwägen, es lässt uns logisch und rational Denken und Handeln.

Handeln wir immer bewusst?

Obwohl wir im Handlungsmoment bei Bewusstsein sind, handeln wir nicht immer bewusst. Warum ist das so? Dazu muss ich etwas weiter ausholen: Wenn wir klein sind, werden wir stark durch unsere Eltern und Familie geprägt. Wir werden in ein Umfeld hineingeboren, das wir uns gar nicht aussuchen konnten. Manche werden in armen Familien geboren, andere in reichen. Die einen müssen sich mit fünf Geschwistern ein Zimmer teilen, andere haben ein Zimmer samt Kinderbad für sich. Die einen werden im Dorf geboren, andere in einer Großstadt. Und was leider immer noch einen Unterschied macht: die einen werden als Mann* geboren und andere als Frau*. 

Alls diese und noch viele weitere Rahmenbedingungen bringen gewisse Lebensansichten und Werte mit sich. Die meisten davon werden von Generation zu Generation weitergegeben, ganz nacht dem Motto „Das war schon immer so“. Das Thema Familientraumata werden wir im separaten Artikel behandeln, daher werde ich hier nicht detaillierter drauf eingehen.

Also halten wir fest: Ein Mensch wird in ein gewisses Umfeld hineingeboren, sieht was seine Eltern ihm vorleben und wird im Laufe der Zeit zusätzlich von den positiven und negativen Erfahrungen geprägt, die ihm im Familien- und Freundeskreis, der generellen Interaktion mit Menschen, im Kindergarten, in der Schule und weiteren Abschnitten widerfahren. Vor allem wenn das existenzielle oder sich wiederholende Erfahrungen sind, landen sie im Unterbewusstsein. Und das ist der Teil, der viel mächtiger ist als das Bewusstsein und somit die Antwort auf die Ausgangsfrage, ob wir immer bewusst handeln.

Dass wir unterbewusst handeln ist nicht per se schlecht.

Wir halten fest, dass unser Unterbewusstsein Faktoren, wie Erfahrungen, Erinnerungen, Handlungen, Familiengeschehnissen, Vorstellungen und Überzeugungen birgt. Was passiert, wenn ich gelernt habe, dass es höflich ist, Personen, die hinter mir in ein Geschäft gehen, die Tür aufzuhalten? Ich schaue beim reingehen in ein Geschäft nach hinten und halte die Tür auf, wenn jemand hinter mir läuft. Das passiert aber unterbewusst – ich denke nicht zuerst logisch darüber nach.

Es kann aber schlecht sein.

Nehmen wir einen umgekehrten Fall. Was ist, wenn ich gelernt habe, dass ich nur mit Unhöflichkeit oder im schlimmsten Fall durch Gewalt zum Ziel komme? Ich wende dieses Verhalten aktiv in meinem Alltag an und komme in den meisten Fällen ans Ziel, da gegenüberstehenden Personen Angst vor mir haben und sich lieber nicht mit mir anlegen wollen. Was mich wiederum bestärkt, da ich offensichtlich Erfolg damit habe.

Unterbewusstsein ungleich Unbewusstein.

Dann gibt es noch das Unbewusstsein. Darunter zählen alle Vorgänge, die wir minimal bis gar nicht steuern. Nehmen wir zum Beispiel die Atmung. Sie passiert automatisch, ohne dass wir uns selber sagen müssen „jetzt einatmen und jetzt wieder ausatmen“. Auch wenn wir schlafen passieren Vorgänge im Körper von selbst, da wir in dem Moment gar nicht bei Bewusstsein sind, passiert alles unbewusst. Warum sagte ich eingangs, dass wir die Vorgänge minimal steuern können? Das liegt daran, dass es zum Beispiel in Stresssituationen Taktiken gibt, mit denen wir zum Beispiel unsere Atmung kontrollieren können. Dazu greifen wir bewusst in normalerweise unbewusste Vorgänge ein und versuchen diese zu kontrollieren.

Reflexe sind auch ein gutes Beispiel für unbewusste Handlungen. Wenn wir zum Beispiel auf eine heiße Herdplatte fassen, entsteht ein Reflex und wir ziehen sofort die Hand weg. Das Hand wegziehen ist eine unbewusste Handlung. Stellen wir uns den umgekehrten Fall vor, wenn wir jetzt erst mal bewusst drüber nachdenken würden, dass die Herdplatte heiß ist und wir uns gerade dabei sind die Finger zu verbrennen und dann erst mit logischem Nachdenken zum Entschluss kommen „Ich sollte besser meine Hand wegziehen“ – das wäre fatal. Beim Herdplatten Beispiel reicht es in der Regel aus, ein Mal ein negatives Erlebnis zu haben, damit dein Unterbewusstsein dir beim nächsten Mal sagt „Vorsichtig, es könnte heißt sein“. Deshalb finde ich es auch wichtig, dass Kinder ihre eigenen Erfahrungen sammeln, um aus diesen zu lernen. Dort, wo das Kinderwohl nicht maßgeblich gefährdet wird, versteht sich. Das Kind lernt so besser Situationen einzuschätzen, als wenn man ihnen alle Gefahren und Stolpersteine aus dem Weg räumt. Auch das ist ein Thema, worauf ich in den nächsten Beiträgen eingehen werde.

Selbstbewusstsein

Wir alle kennen diese eine Person, die stark von sich überzeugt ist, immer zu allem eine Meinung hat und überall Gruppenanführer sein will. Der Inbegriff von Selbstbewusstsein, oder? Nein. Es kann sein, dass dieser Mensch durchaus selbstbewusst ist, durch das extreme ins Rampenlicht stellen, möchten diese Personen aber meistens von anderen Defiziten ablenken oder nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ direkt ein starkes Standing aufbauen, sodass ihm keiner was kann. Oft werden solche Personen auch als Blender bezeichnet. Er blendet andere also mit seinem Verhalten, um sich besser und selbstbewusster darzustellen als er eigentlich ist. Selbstbewusstsein ist allerdings etwas ganz anderes.

Wenn wir unsere eigenen Stärken und Fähigkeiten kennen und unseren Wert nicht durch die Meinung anderer definieren sind wir auf bestem Wege ein selbstbewusster Mensch zu sein. Das bedeutet nicht, dass man überall der Beste ist und keine Schwächen hat. Die hat ein selbstbewusster Mensch auch – er hat jedoch trotz dessen eine positive Sicht auf sich selber und benutzt die Schwächen als Herausforderung um jeden Tag ein Stück besser zu werden. Ein selbstbewusster Mensch nimmt gerechtfertigte Kritik dankbar an und als Schlüssel zu neuen Erkenntnissen. Er ist in der Lage für sich einzustehen und wenn etwas nicht mit seinen Werten übereinstimmt, auf Abstand zu gehen. Ein selbstbewusster Mensch ist nicht unbedingt der lauteste im Raum und er benutzt andere nicht, um sich besser zu fühlen.

Fazit

Bewusstsein

Das Bewusstsein bezeichnet den Zustand, in dem wir aktiv über unsere Gedanken, Empfindungen und Wahrnehmungen nachdenken und diese bewusst steuern oder reflektieren können.

Unterbewusstsein

In diesem Bereich der Psyche werden Informationen und Erlebnisse gespeichert, die nicht direkt ins Bewusstsein dringen. Oft handelt es sich um Eindrücke oder Erfahrungen (auch dramatischer Natur), an die wir uns nicht immer aktiv erinnern, aber dennoch unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen beeinflussen können.

Unbewusstsein

Es umfasst die automatisierten Vorgänge, die außerhalb unseres bewussten Erlebens stattfinden. Hierzu gehören Körperfunktionen wie das Blinzeln oder Atmen, wobei wir zum Beispiel durch spezielle Techniken die Atmung bewusst beeinflussen können.

Selbstbewusstsein

Es ist ein entwickeltes klares Verständnis über die eigene Identität, die eigenen Stärken und Schwächen. Es geht um die bewusste Wahrnehmung der eigenen Persönlichkeit und die Reflexion über das eigene Verhalten.